1. Station
Bahnhof Bozen
Josef Mayr-Nusser wurde zur SS einberufen und am 07.09.1944 von hier aus nach Konitz gebracht. Da er am 04.10.1944 den Eid auf den Führer verweigerte, wurde er eingesperrt und verurteilt. Auf dem Weg nach Dachau starb Josef Mayr-Nusser in einem Viehwaggon im Bahnhof von Erlangen.
Ende August 1944 wurde Josef Mayr-Nusser, obwohl er ein italienischer Staatsbürger war, zum deutschen Militärdienst einberufen. Am 07. September 1944 wurden er und viele andere vom Bozner Bahnhof aus in Viehwaggons nach Konitz bei Danzig gebracht. Dort begann die Ausbildung zum SS-Soldaten. In mehreren Briefen an seine Frau berichtete Josef Mayr-Nusser davon, dass die Ausbildung hart sei und er große Sehnsucht nach der Heimat habe. Am 04. Oktober 1944 erklärte Josef Mayr-Nusser vor der ganzen Kompanie, dass er den Eid auf Adolf Hitler aus religiösen Gründen nicht ablegen würde. Daraufhin wurde er in Haft genommen und im SS-Gericht in Danzig einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Nach seiner Verurteilung sollte er ins KZ Dachau gebracht werden. Auf dem Weg dorthin starb Josef Mayr-Nusser am 24. Februar 1945 völlig entkräftet in einem Viehwaggon im Bahnhof von Erlangen. Der SS-Mann Fritz Habicher berichtete seiner Frau Hildegard: „In der Früh ging Josef heim zu Gott. Da erzählten uns seine Mitgefangenen, dass er abgesehen von ein paar Löffel Suppe, alles seinen hungrigen Kameraden ausgeteilt hatte.“
Josef Mayr-Nusser in einem Brief aus Konitz, 11.09.1944:
„Liebste Hildegard! Nach dreitägiger Fahrt sind wir hier in Konitz-Westpreußen, etwa 130 km südwestlich von Danzig, gelandet. Eine trostlose Gegend! Auf der Fahrt im Viehwaggon fror uns sehr. Ich weiß noch nichts Näheres, weil wir noch am Bahnhof warten müssen. (…) jetzt freue ich mich, dass wir, hoffentlich, bald etwas Warmes zum Anziehen kriegen. Und in den Magen. Der totale Kriegseinsatz ist hier im Reich schon sehr spürbar.“
Medien
Auf Karte anzeigen
2. Station
Gedenktafel am Verdi-Platz
Mit dieser Gedenktafel erinnert die Stadt Bozen an Josef Mayr-Nusser, der aus Gewissensgründen den Eid auf Adolf Hitler verweigert hat und sich so mutig gegen die nationalsozialistische Anschauung gestellt hat.
Auf der Tafel steht geschrieben: „Wenn nie jemand den Mut aufbringt, ihnen zu sagen, dass er mit ihren nationalsozialistischen Anschauungen nicht einverstanden ist, dann wird es nicht anders.“
Dieser Satz von Josef Mayr-Nusser stammt aus der Zeit der Ausbildung zur SS, wo er einem Kameraden seine Absicht offenbarte, keinen Schwur auf Hitler zu leisten. Die Tafel am Verdi-Platz wurde 2010 am Gedenktag enthüllt. Der Bürgermeister der Stadt Bozen sagte zu diesem Anlass: „Unsere Stadt darf sehr stolz sein auf diesen Mitbürger, der seine Konsequenz und Aufrichtigkeit in der Ablehnung des Nationalsozialismus mit dem Leben bezahlt hat. Er hat einer Ideologie abgeschworen, die die fundamentalen Rechte eines jeden Individuums mit Füßen getreten hat; an erster Stelle das Recht auf Meinungsfreiheit“.
Die Stadt Bozen würdigt so das Leben und Wirken von Josef Mayr-Nusser, dem auch eine Straße gewidmet ist, die hinter dem Verdi-Platz liegt.
Josef Mayr-Nusser, „Zeugen seiner Herrlichkeit”, in Jugendwacht, 15.1.1938
„Zunächst gar nicht Zeugen des Wortes, auch nicht Zeugen der Tat. Es kann oft geraten zu sein zu schweigen; es kann oft die beste Handlung verdreht werden. Immer aber sollen und müssen wir Zeugen sein. Dieses schlichte, einfache Sein. Das ist das größte Zeugnis!“
Medien
Auf Karte anzeigen
3. Station
Nusserhof in der Schlachthofstraße
Am 27.12.1910 wurde Josef Mayr am Nusserhof geboren. Sein Vater starb bereits während des 1. Weltkrieges. Seine Mutter war eine sehr religiöse und fröhliche Frau, die diese Werte auch ihren sechs Kindern vermittelte.
Josef Mayr-Nusser wurde am 27. Dezember 1910 als viertes von sechs Kindern in eine Familie von Weinbauern am Nusserhof in Bozen geboren. In ihrem Heim zählten einfache, echte Werte. So war auch der Glaube, der in der Familie gelebt wurde, sehr authentisch. Josef hätte gerne Astronomie und Naturwissenschaften studiert, aber die wirtschaftliche Situation der Familie erlaubten dies nicht: sein Vater war während des 1. Weltkrieges gestorben und sein ältester Bruder sollte zum Priester geweiht werden. Josef besuchte die Handelsschule. Er war sehr sportlich, aber seine große Leidenschaft war das Lesen. Sehr beeindruckt haben ihn die Schriften von Romano Guardini, der zur Erneuerung der Liturgie mit aktiver Teilnahme der Laien aufgerufen hat. Ebenso wie die Schriften von Thomas Morus. Josef schloss daraus, dass die Treue zu Christus Leben schenken kann. Er glaubte daran, dass aus dem Gebet das Engagement für andere erwächst.
Die Gemeinde Bozen hat zum 70. Todestag von Josef Mayr-Nusser am 24. Februar 2015 eine Gedenktafel vor dem Nusserhof anbringen lassen.
Josef Ferrari über Josef Mayr-Nusser, 11.4.1945:
„Die große Gnade eines christlichen Heimes, in welchem Josef mit seinen Geschwistern heranwuchs, gab seiner Religiosität jene Ruhe und Selbstverständlichkeit, aus der heraus er sein ganzes Leben geformt hatte. Wollte man etwa glauben, seine religiöse Überzeugung sei allein überkommenes Erbgut der Familie gewesen, so wird die harte Probe, die sein Glauben bestanden hat, uns von der Echtheit und Lebendigkeit seines christlichen Glaubens überzeugen.“
„Sein Beruf führte ihn in die Stadt. Nach der Arbeit kehrte er aber gerne zurück zu den Seinen in die ländliche Stille, die er besonders liebte.“
Medien
Auf Karte anzeigen
4. Station
Hildegard-Straub-Straße
Hildegard Straub wurde am 07.07.1907 geboren. Nach ihrer kaufmännischen Ausbildung arbeitete sie bei der Firma Eccel, wo sie Josef Mayr-Nusser kennen und lieben lernte. Sie war, wie auch Josef, sehr religiös und in der katholischen Jugend aktiv. So hatten sie gemeinsame Interessen, über die sie immer wieder sprachen.
Es bestand ein enges Band zwischen dem Ehepaar Hildegard und Josef. So kann man davon ausgehen, dass die Entscheidung, den Eid zu verweigern, auch von Hildegard getragen wurde. In einem der letzten Briefe aus der Haft in Konitz schrieb Josef Mayr-Nusser an seine Frau: „Wie ich mich im gleichen Umstand verhalten würde, darüber war ich keinen Augenblick im Zweifel, und du wärst nicht meine Frau, wenn du etwas anderes von mir erwartetest. Dieses Bewusstsein, geliebtes Weib, dieses selbstverständliche Zusammenstimmen in dem, was uns am heiligsten ist, bedeutet für mich einen unsagbaren Trost.“
Hildegard Straub starb am 09.04.1998 in Bozen.
Josef Mayr-Nusser in einem Brief aus Konitz, 27.9.1944:
„Dass ich dich, treueste Gefährtin, durch mein Bekenntnis im entscheidenden Moment vielleicht auch noch in zeitliches Unglück stürze, das nagt am schwersten an meinem Herzen. Dieses Bekennen-müssen wird sicher kommen, es ist unausbleiblich, denn zwei Welten stoßen aufeinander. Zu deutlich haben sich Vorgesetzte als entschiedene Verneiner und Hasser dessen gezeigt, was uns Katholiken heilig und unantastbar ist.Bete für mich, Hildegard, damit ich in der Stunde der Bewährung ohne Furcht und Zögern so handle, wie ich es vor Gott und meinem Gewissen schuldig bin.“
Medien
Auf Karte anzeigen
5. Station
Friedl-Volgger-Platz
Im Zuge der Option, einem Abkommen zwischen dem nationalsozialistischen und dem faschistischen Regime, musste sich die deutschsprachige Südtiroler Bevölkerung im Dezember 1939 entscheiden: in der Heimat bleiben, aber Sprache und Traditionen aufgeben oder ins Dritte Reich auswandern?
Josef Mayr-Nusser entschied sich 1939 dafür, in Südtirol zu bleiben und gehörte damit zu den „Dableibern“, die sich gegen die Auswanderung ins Dritte Reich entschieden. Er trat dem Andreas-Hofer-Bund bei, der Südtiroler Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus und den Faschismus. Die Bewegung unterstützte die Dableiber und versuchte, so viele Menschen wie möglich zu überzeugen, in Südtirol zu bleiben und ihre Entscheidung zur Auswanderung zu widerrufen.
An der Kreuzung zwischen Weintraubengasse und Laurinstraße stand zu dieser Zeit das Hotel Bristol, in dem die ADEuRST, die Amtliche Deutsche Ein- und Rückwanderungsstelle, ihren Sitz hatte. Diese Behörde koordinierte die gesamten Abläufe der Auswanderung für die Optanten.
Im Jahr 2014 wurde dieser kleine Platz nach Friedl Volgger (1914-1997) benannt, der ein entschiedener Optionsgegner und ein Mitbegründer des Andreas-Hofer-Bundes war. Deshalb wurde er im Jahre 1943 auch ins Konzentrationslager nach Dachau deportiert. Nach dem Krieg war er aktives Mitglied der SVP als Abgeordneter und Senator, außerdem war er Chefredakteur der Tageszeitung „Dolomiten“.
Josef Mayr-Nusser bei der Ansprache zum Herz-Jesu-Fest, 1936:
„Wie nahende Erlösung erschien es vielen, als die Kunde kam von einem Führer, mächtig und groß in Wort und Tat, der droben im Norden aufgestanden sei und seinem Volk Einigkeit und nationale Ehre wiedergeschenkt habe. Dieser Führer, so hieß es weiter, wolle alle jene zu einem einzigen großen Reich zusammenschweißen, die eines Blutes mit seinem Volke sind und dessen Sprache sprechen. Das klang gewaltig, das klang verheißungsvoll, und wie zum Leuchtturm, der in finsterer Sturmesnacht den rettenden Hafen verkündet, so richteten sie ihre Augen nach jenem Mann, dem all ihre Hoffnungen galten. Er ward ihnen zum Abgott, von dem sie Errettung aus aller Not erwarteten. Jahre sind darüber hingegangen, Jahre, in denen die Not unseres Volkes immer größer wurde, immer drückender, und düsterer denn je liegt die Zukunft vor uns. … Fast scheint es so, dass wirklich jenes Furchtbare über uns hereinbrechen muss, weil viele, allzu viele unseres Volkes anders nicht mehr wachzurütteln sind.“
Medien
Auf Karte anzeigen
6. Station
Geschäft Ammon am Rathausplatz
Nach dem Besuch der Handelsschule arbeitete Josef Mayr-Nusser einige Jahre bei der Firma Eccel. Im Jahr 1941 wechselte er zur Firma Ammon, da Erich Ammon ein Unterstützer der „Dableiber“ war.
Josef Mayr-Nusser war in den Geschäften Eccel und Amonn in Bozen als Kassierer angestellt. Er wurde wegen seiner Genauigkeit und seinem Pflichtbewusstsein sehr geschätzt. Er sah in seiner Arbeit nicht nur eine bloße Einnahmequelle, sondern auch ein Betätigungsfeld seines Glaubens.
Bei der Arbeit lernte Josef Mayr-Nusser auch Hildegard Straub kennen, die als Sekretärin bei der Firma Eccel arbeitete und einige Jahre älter war als er.
Josef Mayr-Nusser, Begrüßungsrede für Bischof Montalbetti, Trientner Koaidutor, 29.11.1936:
“Es ist eine Jugend auferstanden unter uns, die mit hellen Augen durchs Leben geht, eine Jugend, die sich zutiefst angeekelt fühlt von dem seicht-materialistischen Geist unserer verdorbenen, in Genusssucht schwelgenden modernen Kultur. Diese Jugend weiß um den tiefsten und eigentlichen Zweck aller Schöpfung, also auch des Menschen: die Ehre Gottes, und sie verabscheut es daher, zweierlei Weltanschauungen sich zurechtzulegen, eine für ihr privates Leben und eine andere für ihr öffentliches Leben. Sie bemüht sich, auch die Berufsarbeit zu einem Gottesdienst zu gestalten und auch darin Gott die Ehre zu geben. …Nur dann, wenn wir Gott die Ehre geben, nicht nur in der Kirche, sondern auch im Beruf, im öffentlichen Leben, dem Mitmenschen gegenüber, wird sich auch der zweite Teil der Weihnachtsbotschaft an uns erfüllen: …und Friede den Menschen auf Erden.“
Medien
Auf Karte anzeigen
7. Station
Kirche St. Johann im Dorf
In St. Johann trafen sich Jugendliche und mit ihnen Josef Mayr-Nusser einmal in der Woche am frühen Morgen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Sie betrachteten das Kirchlein als „ihre“ Kirche. Die Gottesdienste wurden in lateinischer Sprache gefeiert. Gleichzeitig wurde die deutsche Übersetzung von Josef Mayr-Nusser immer laut vorgetragen.
Im Jahr 1933 wurde in Bozen eine katholische Jugendgruppe gegründet. Deutschsprachige Organisationen wurden vom faschistischen Regime nur toleriert, wenn sie religiösen Charakter hatten. Josef ist der Jugendgruppe mit Enthusiasmus beigetreten und wurde zum Präsidenten der Jungmänner der Katholischen Aktion gewählt, die damals zum deutschsprachigen Teil der Erzdiözese Trient gehörte. Die Gruppe hatte sehr lange nach einer Kirche gesucht, in der sie die Messe nicht nur in Latein, sondern auch in Deutsch feiern konnten. Die Kirche St. Johann war in dieser Zeit ein Magazin. Die Jugendlichen räumten und reinigten die Kirche und in kurzer Zeit wurde sie zum geistlichen Zentrum der Gruppe, wo sie sich einmal in der Woche um 6 Uhr morgens zum gemeinsamen Gottesdienst trafen. Währen der Priester Josef Ferrari die Texte in Latein leise rezitierte, las Josef sie laut in deutscher Sprache vor.
Josef Mayr-Nusser in einem Brief aus Konitz, 12.11.1944:
„St. Johann geht mir bitter ab in dieser Verlassenheit hier. Wieviel bedeutet aber in solcher Lage das Bewusstsein, dass gute Menschen in der Heimat für mich beten und opfern.“
Josef Ferrari, 11.4.1945:
„Wir sehen im Halbdunkel unseres Kirchleins St. Johann seine Gestalt wie eine Säule, wir hören noch seine klare, entschiedene Stimme…“
Medien
Auf Karte anzeigen
8. Station
Claudia de' Medici - Straße, Wohnung von Hildegard und Josef
Als junges Ehepaar wohnten Josef Mayr-Nusser und Hildegard Straub in der C.-de'-Medici-Straße. Am 01.08.1943 kam Sohn Albert auf die Welt. Hier verlebte die kleine Familie schöne Stunden.
Nach ihrer Trauung wohnten Josef Mayr-Nusser und Hildegard Straub in einer Wohnung in dieser Straße. Auch wenn Josef Mayr-Nusser außer bei den Mahlzeiten wenig zuhause war, hatte das Ehepaar eine enge Verbindung. An den Sonntagen unternahmen sie gerne Wanderungen in der Umgebung von Bozen. Dabei sprachen sie viel über religiöse und soziale Themen.
Am 01. August 1943 wurde Sohn Albert geboren. Josef Mayr-Nusser hätte ihn gerne nach seinen Vorbildern Thomas von Aquin oder Thomas Morus genannt. Hildegard wünschte sich aber einen Albert. Josef Mayr-Nusser kümmerte sich um den kleinen Albert, wann immer er konnte.
Josef Mayr-Nusser in einem Brief aus Konitz, 12.11.1944
"Herzliebste Hildegard! (…) Am heutigen Sonntag fällt mir immer wieder ein, wie ich diesen Tag in der Heimat bei Dir und Schatzi verbringen würde und diese Erinnerung erfüllt mich mit Wehmut. Die Hoffnung hat wirklich etwas unsagbar Tröstliches und lässt uns untragbar Scheinendes geduldig hinnehmen. Aus der Ferne erscheinen alle diese Erinnerungen in ein überirdisches Licht getauscht. Nicht ohne Selbstanklage gedenke ich inmitten mannigfaltiger Entbehrung all der Liebe, die ich von dir erfahren durfte und wie selbstverständlich gedankenlos hinnahm. Vieles habe ich dir abzubitten, womit ich in liebloser Dickfelligkeit Dir wehgetan habe. Vielleicht ist es mit ein Sinn dieser gegenwärtigen Prüfung, das Himmelsgeschenk einer starken und guten Frau besser zu würdigen. Einstweilen lebe wohl und sei innig gegrüßt"
Medien
Auf Karte anzeigen
9. Station
Herz - Jesu - Kirche
Nach der Hochzeit mit Hildegard und dem Umzug in die Claudia-de-Medici-Straße, besuchte Josef Mayr-Nusser regelmäßig die Gottesdienste in der Herz-Jesu-Kirche. Hier wurde nach seinem Tod auch ein Gedächtnisgottesdienst gefeiert, dem sein langjähriger Freund und geistlicher Begleiter Josef Ferrari vorstand.
Der Jugendseelsorger Josef Ferrari war ein enger Freund von Josef Mayr-Nusser. Sie arbeiteten in der Katholischen Aktion (KA) eng zusammen und ergänzten sich in der Jugendarbeit sehr gut.
Als Hildegard die Nachricht vom Tod ihres Mannes erhalten hatte, traf sie Josef Ferrari, dem sie die traurige Nachricht mitteilte. Dieser war es auch, der dem Sterbegottesdienst für Josef Mayr-Nusser vorstand, der am 11. April 1945 hier in der Herz-Jesu-Kirche gefeiert wurde. Da der heutige Dom (damals Propsteipfarrkirche) durch Bomben beschädigt war, spielte sich das kirchliche Leben in Bozen in dieser Zeit in der Herz-Jesu-Kirche ab.
Josef Ferrari beim Sterbegottesdienst von Josef Mayr-Nusser, 11.04.1945:
„Was er sagte, war klar wie das Wasser der Bergquelle – was er tat, tat er aus einer warmen Güte, die in der christlichen Caritas ihren Grund hatte. Oberstes Gesetz seines Handelns war die Liebe. Ob er diese Liebe auf seinen Vinzenzgängen in die Hütten und Wohnungen der Armen trug oder ob er die Liebe als ausgleichende Kraft in die Spannungen der Jugendgemeinschaft brachte, immer war es dieselbe Liebe, die seinem gottnahen Herzen entsprang. Seine Selbstlosigkeit war unbegrenzt und seine Hilfsbereitschaft unermüdlich.“
Medien
Auf Karte anzeigen
10. Station
Siegesdenkmal
Das Siegesdenkmal, als Symbol totalitärer Systeme, ist ein Sinnbild für Josef Mayr-Nusssers Ablehnung der nationalsozialistischen Anschauungen. Am 04.10.1944 erklärt er, keinen Eid auf den Führer leisten zu wollen und zu können.
In der „Krypta“ und den anliegenden Räumlichkeiten unterhalb des Siegesdenkmals befindet sich ein Dokumentationszentrum zur Bozner und Südtiroler Geschichte während der faschistischen und nationalsozialistischen Herrschaft. Das Siegesdenkmal ist so auch ein Symbol totalitärer Herrschaftsformen (www.siegesdenkmal.com).
Josef Mayr-Nusser war der Meinung, dass diese Herrschaftsformen im Widerspruch zu seiner christlichen Gesinnung stehen und er wollte und konnte daher keinen Eid auf Hitler leisten.
Am 4. Oktober 1944, dem Vorabend des Eides auf Hitler, erklärt Josef Mayr-Nusser dem Unteroffizier und dem Kompaniechef, dass er den Eid aus religiösen Gründen nicht ablegen könne. Einem Kameraden sagt Josef kurz danach: „Wenn nie jemand den Mut aufbringt, ihnen zu sagen, dass er mit ihren nationalsozialistischen Anschauungen nicht einverstanden ist, dann wird es nicht anders.“
Josef Mayr-Nusser bei der Ansprache zur Jungführer-Schulungstagung der Katholischen Aktion, 1936:
„Führer – es ist dies das große Wort heute, das Schlagwort, das die Massen packt und fortreißt. Alles schwört heutigen Tags aufs Führertum; in allen Bereichen des menschlichen Lebens, nicht nur den politischen allein, ruft man nach dem Führer. Die Masse als solche ist ja unfähig, sich selbst zu führen, sondern immer klammert sie sich an solche, die durch besondere Leistung aus ihr hervorragen. Nach all dem Chaos der ersten Nachkriegsjahre auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet erleben wir heute, mit welcher Begeisterung, ja vielfach mit welch blind-leidenschaftlicher und bedingungsloser Hingabe sich die Massen den Führern verschreiben. Was wir heute an Führerkult miterleben, ist oft geradezu Götzendienst. Umso mehr kann dieser leidenschaftliche Glaube an die Führer verwundern, da wir doch in einer Zeit stehen voll großartigster Errungenschaften des Menschengeistes auf allen Gebieten der Wissenschaft und Technik, in einer Zeit voll Skepsis, in der der Einzelne nichts gilt, sondern nur die Masse, die Zahl.“
Medien
Auf Karte anzeigen
11. Station
Kolpinghaus
Im Gesellensaal, dem heutigen Kolpingsaal, hielt Josef Mayr-Nusser, als Obmann des Jungmännerverbandes, am 29.11.1936 eine Rede vor Bischof Montalbetti, dem Trientner Koadiutor. Schon damals brachte er seine Ablehnung von nationalsozialistischen Ansichten klar zum Ausdruck.
Deutschsprachige Vereine waren zur Zeit des Faschismus nur im kirchlichen Rahmen erlaubt. Deshalb hatte auch die Katholische Aktion (KA) einen großen Zulauf. Sie nutzte ihre Treffen, um Brauchtum und Liedgut zu pflegen. Viele Treffen der KA wurden deshalb heimlich abgehalten. So auch bei den Heimabenden im Gesellenhaus, welches das heutige Kolpinghaus ist.
1934 wurde Josef Mayr-Nusser zum „Obmann des Jungmännerverbandes Bozen“ gewählt. Er war maßgeblich beim Aufbau von Bildungsstrukturen beteiligt. Schulungen wurden in dieser Zeit immer wichtiger, da die Jugend nur noch italienische Schulen besuchen durfte. Pepi Posch, damaliger Jugendführer, erzählte: „Nusser Josef war immer dabei, von allem Anfang an, mit Rucksack und Fahrtenbeutel, er war Kamerad, Freund, er war, das darf ich wohl sagen, der erste von uns allen. Mit Mayr-Nusser zogen wir hinaus ins Land, auf und ab in die Pfarreien, in die Dekanate, hielten Vorträge, knüpften Kontakte…“
Im jetzigen Kolpingsaal hielt Josef Mayr-Nusser eine Begrüßungsrede vor Bischof Montalbetti anlässlich der Visitation in Bozen am 29.11.1936. In dieser Rede ist Josef Mayr-Nussers Gesinnung ganz klar zu erkennen. Die Verweigerung des SS-Eides Jahre später ist als natürliche Konsequenz seines Denkens und Handels zu verstehen: „So gibt es Tausende, die ihr Leben nicht mehr vom Glauben her gestalten, die jedes innere Verhältnis zur Religion verloren haben… Aber wir sind Christen, und der Christ muss letzten Endes immer Optimist sein. Es ist eine Jugend auferstanden unter uns, die mit hellen Augen durchs Leben geht…Diese Jugend weiß um den tiefsten und eigentlichen Zweck der Schöpfung, also auch des Menschen: die Ehre Gottes… Sie bemüht sich, auch die Berufsarbeit zu einem Gottesdienst zu gestalten und auch darin Gott die Ehre zu geben.“
Josef Mayr-Nusser, „Warum Katholische Aktion“, Schulungsvortrag:
„Vorbei ist die Zeit der Massenorganisationen religiösen Charakters, vorbei die Zeit der prunkenden Aufmärsche mit wehenden Fahnen und klingendem Spiel! Man hat viel, viel umlernen müssen und umstellen, gerade in den klassischen Ländern des katholischen Vereinswesens.
Heute sind es die kleinen Gruppen einsatzbereiter Jungmänner, auf denen die Hoffnungen der geistlichen Hirten unseres Volkes ruhen. Wie vieles hat doch zerbrechen müssen, bis wir wieder demütig genug waren, ganz klein und bescheiden anzufangen, bis wir zur Einsicht kamen, dass es nicht ankommt auf die Mitgliedskarte und das Abzeichen, sondern allein auf das Erfülltsein mit dem übernatürlichen Geiste.“
Medien
Auf Karte anzeigen
12. Station
Sitz Vinzenzverein in der Kapuzinergasse
Regelmäßige Treffen der Vinzenzkonferenz, bei der Josef Mayr-Nusser seit 1932 Mitglied war, fanden in der Vinzenzkonferenz statt. Josef hatte eine sehr soziale Einstellung und ging sehr liebevoll mit alten und kranken Menschen um. Hier konnte er das Gebot der Nächstenliebe aktiv leben.
Einmal pro Woche trafen sich die Mitglieder der Vinzenzkonferenz im Josefshaus in der Eisackstrasse (der heutige Sitz der Vinzenzkonferenz befindet sich in der parallel verlaufenden Kapuzinergasse). Josef Mayr-Nusser wurde nach seiner Militärzeit im Jahre 1932 Mitglied der Bozner Vinzenzkonferenz „Unsere liebe Frau vom Moos“. Er sah darin eine gute Möglichkeit, sein Christsein im Alltag zu leben. Er bemühte sich sehr auch andere für den Einsatz in der Vinzenzkonferenz zu begeistern. Da außerhalb des kirchlichen Bereiches jede private Vereinstätigkeit verboten war, war er damit auch sehr erfolgreich. 1937 wurde am Bozner Boden die Vinzenzkonferenz „Johann Nepomuk von Tschiderer“ gegründet. Josef Mayr-Nusser wurde zu ihrem Präsidenten bestimmt. In einem Artikel im „Vinzenzbrief“ aus dem Jahr 1938, den Josef Mayr-Nusser geschrieben hat, spürt man sein soziales Engagement: „In einer Vinzenzkonferenz sollte es kein Trennendes geben, weder Geld noch Einfluss, weder Bildung noch Ansehen können ja in einer Gemeinschaft den Ausschlag geben, die eine Gemeinschaft von Brüdern ist und für die nur ein Gesetz Geltung hat: das Gesetz der Liebe.“
Josef Mayr-Nusser, „Notwendiger denn je“, Vinzenzbriefe Nr. 58, 1940:
„Wir müssen den Armen unbedingt ernst nehmen, wenn wir ihn zum Guten hin beeinflussen wollen, und daher darf uns die Behausung unserer armen Freunde kein Ort sein, an dem wir uns gehen lassen und auf die Rücksichtnahme vergessen dürfen, die wir Gleichgestellten schulden. Wir vergeben uns durchaus nichts, wenn wir einmal zuerst grüßen, oder höflich warten, wenn unser Läuten und Klopfen an der Wohnungstür nicht gleich den gewünschten Erfolg hat. Der Arme hat ein feines Gespür dafür, ob der Pfleger sich in seiner Haltung ihm gegenüber vom Heiland bestimmen lässt, der uns gelehrt hat, in allen Menschen, auch den armen und bedrängten, unsere Brüder zu sehen, oder ob er für ihn nur der Unterstützungsempfänger Nr. … ist.“
Medien
Auf Karte anzeigen
13. Station
Die Grundmauern der St. Nikolauskirche am Pfarrplatz
An dieser Stelle stand die St. Nikolaus Kirche, die durch Bombardierungen im 2. Weltkrieg vollständig zerstört wurde. Am 26. Mai 1942 heirateten Josef Mayr-Nusser und Hildegard Straub in dieser Kirche.
Hildegard Straub und Josef Mayr-Nusser verbanden gemeinsame Ideale und Interessen. Sie heirateten am 26. Mai 1942. Die Trauung fand in der St. Nikolaus Kirche statt, die später durch Bombardierungen im 2. Weltkrieg vollständig zerstört wurde. Jakob, der Bruder von Josef, stand der Trauung vor. Im Jahr 1943 wurde der kleine Albert geboren.
Dieser Brief, den Josef Mayr-Nusser am 12.11.1944 aus dem Gefängnis an seine Frau schickte, bezeugte die tiefe Verbundenheit des Paares:
„Herzliebste Hildegard! …Ganz besonders hat mich an deinem Brief innigst gefreut, was du über unsere Liebe schreibst. Ja, sie war wirklich die erste Liebe und tief und echt! Und weil ich dich kenne und weiß, was uns zutiefst und vor allem aneinander kettet, deshalb bin ich überzeugt, dass diese Liebe auch die schwere Belastungsprobe bestehen wird, die der Schritt für sie bedeutet, den mich mein Gewissen tun hieß! Hildegard, liebste, beste Frau, sei stark! Gott wird dich und mich nicht verlassen!“
Medien
Auf Karte anzeigen
14. Station
Dom von Bozen
Im Dom von Bozen erinnern wir uns sowohl an die Taufe von Josef Mayr-Nusser, als Beginn seines Zeugnisses, als auch an seine Seligsprechung am 18. März 2017. Hier sind auch seine sterblichen Überreste im Märtyreraltar bestattet.
Josef Mayr-Nusser starb am 24. Februar 1945 in einem Viehwaggon am Bahnhof von Erlangen. Da er aus religiösen Gründen im Oktober 1944 den Eid auf Adolf Hitler verweigerte, wurde er verurteilt und sollte in das KZ nach Dachau gebracht werden. Auf dem Weg dorthin verstarb er in Erlangen und wurde dort begraben. Erst nach 13 Jahren konnten die sterblichen Überreste von Josef Mayr-Nusser nach Südtirol überführt werden, wo sie in der Kirche in Lichtenstern am Ritten beigesetzt wurden.
Der Seligsprechungsprozess wurde fast 50 Jahre nach dem Tod von Josef Mayr-Nusser eingeleitet. 1990 fand die konstituierende Sitzung des Arbeitskreises statt, bei der Dr. Peter Egger zum Postulator gewählt wurde. Ein Jahr später erteilte die Bischofskonferenz Nord-Ost die Zustimmung zur Eröffnung des Verfahrens. 2003 übernahm Dr. Josef Innerhofer das Amt des Postulators. Am 24. Februar 2006 konnte der diözesane Seligsprechungsprozess eröffnet und am 19. März 2007 abgeschlossen werden. Die Dokumentation wurde daraufhin vom Postulator zur Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen nach Rom gebracht.
Im Juli 2016 erhielt Bischof Ivo Muser die freudige Nachricht, dass Papst Franziskus die Seligsprechung Josef Mayr-Nussers am 18. März 2017 genehmigt hatte.
Josef Mayr-Nusser, „Zeugen seiner Herrlichkeit“, Artikel in der „Jugendwacht“, 15.01.1938:
„Um uns ist Dunkel. Das Dunkel des Unglaubens, der Gleichgültigkeit, der Verachtung, vielleicht der Verfolgung. Dabei sollen wir Zeugnis geben und durch das Licht Christi dies Dunkel überwinden, trotz aller Angriffe, bei allem Ungehört- und Unbeachtetsein. Zeugnis geben ist heute unsere einzige, schlagkräftigste Waffe. Seltsam genug. Nicht Schwert, nicht Gewalt, nicht Geld, nicht einmal der Einfluss geistigen Könnens, geistiger Macht, nichts von all dem ist uns als unerlässlich geboten, um die Herrschaft Christi auf Erden aufzurichten. Etwas ganz Bescheidenes und doch viel Wichtigeres hat uns der Herr geboten: Zeugen zu sein.
Zunächst gar nicht Zeugen des Wortes, auch nicht Zeugen der Tat. Es kann oft geraten sein zu schweigen; es kann oft die beste Handlung verdreht werden. Immer aber sollen und müssen wir Zeugen sein. Dieses schlichte, einfache Sein. Das ist das größte Zeugnis!“
Medien
Auf Karte anzeigen